Biokunststoffe bzw. Biofolien rücken zunehmend ins öffentliche Interesse. Im Lauf der letzten paar Jahre hat sich eine junge, innovative Branche etabliert, die versucht das Problem knapper werdender Rohstoffe zu lösen. Viele namhafte Unternehmen aus den Bereichen Handel und Vertrieb sind mittlerweile auf diesen Trend aufmerksam geworden und versuchen dem wachsenden ökologischen Bewusstsein der Bevölkerung Rechnung zu tragen. Doch ist auch überall, wo Bio draufsteht wirklich Bio drin? In der Folge beleuchten wir die angeblich biologischen Alternativen zur klassischen Kunststofffolie genauer und räumen mit ein paar Mythen diesbezüglich auf!
Biofolie ist nicht gleich Biofolie – darauf sollten Sie achten
Eine Vielzahl an selbst ernannten biologischen Kunststoffen sind mittlerweile erhältlich. Dabei reicht die Bandbreite von oxo-abbaubaren, über biobasierte, bis hin zur komplett abbaubaren Biofolien. Oft ist es jedoch schwer zu erkennen aus welchen Bestandteilen diese Kunststoffe tatsächlich bestehen, was nicht zuletzt an einer mangelhaften Kennzeichnung liegt. In der Folge stellen wir Ihnen die angeblich biologischen Alternativen zur klassischen Kunststofffolie vor und zeigen Ihnen worauf Sie dabei achten sollten!
Oxo-abbaubare Folien – der Mythos vom kompostierbaren Kunststoff
Eine erste Alternative auf die man bei der Suche nach biologischen Alternativen zur Kunststofffolie stößt sind die sogenannten oxo-abbaubaren Folien. Hier wird ein herkömmlicher rohölbasierter Kunststoff mit Metallsalzen versetzt, was angeblich dazu führen soll, dass sich diese oxo-abbaubaren Kunststoffe vollständig, z.B. auf dem Kompost, zersetzen. Fakt ist jedoch, dass dies nicht der Wahrheit entspricht und Kleinstpartikel (Mikroplastik) bestehen bleiben.
Diese Art von Folien auf dem Kompost zu entsorgen, wäre daher nicht nur nicht sinnvoll, sondern sogar äußerst umweltschädlich. Machen Sie sich also unbedingt ein Bild von der tatsächlichen Zusammensetzung und lassen Sie Vorsicht walten, wenn mit Kompostierbarkeit einer Folie geworben wird. Mittlerweile gilt im EU-Raum sogar ein striktes Verbot von oxo-abbaubaren Kunststoffen – also lassen Sie lieber die Finger davon!
Bio-based Folien – der Teufel steckt im Detail
Eine weitere angeblich biologische Alternative stellen sog. bio-based (zu Deutsch: biobasierte) Kunststofffolien dar. Auch hier lohnt ein genauerer Blick: biobasiert bedeutet in diesem Kontext lediglich, dass ein gewisser Anteil des Ethylens, das zur Herstellung der Folien verwendet wird, aus nachwachsenden Rohstoffen stammt. Der Rest ist normales Ethylen, das aus Rohöl gewonnen wird. Auch die prozentuale Zusammensetzung ist nicht klar vorgeschrieben: selbst ein Anteil von nur 20 % Ethlyen aus nachwachsenden Rohstoffen reicht aus, um die Folie als biobasiert zu kennzeichnen!
Hinzu kommt, dass das Regenerat aus nachwachsenden Rohstoffen, welches beim Recycling gewonnen wird, eine wesentlich schlechtere Qualität hat. Dies führt dazu, dass je höher der Anteil an Bio-Ethylen, desto mehr Material wird benötigt um die Folie wiederaufzubereiten. Bei bis zu 7 möglichen Recycelzyklen hat das eine enorme Auswirkung auf den Energie- und Ressourcenverbrauch!
Komplett biologische Folien – die ökologisch-nachhaltige Lösung der Zukunft?
Die letzte Alternative, der wir uns widmen sind komplett biologische Folien. Diese Folien bestehen zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen und werden, z.B. aus Mais- oder Kartoffelstärke hergestellt. Ein durchaus vielversprechender Ansatz, der jedoch auch einige Probleme mit sich bringt: zum einen ist die Qualität (z.B. schlechte Reißfestigkeit) dieser Biofolien nicht gut genug, um Sie effizient als Stretch- oder Schrumpffolien für Produktverpackungen zu verwenden, und zum anderen werden für den Anbau der „Rohstoffe“ Mais oder Kartoffeln sehr große Flächen mit Monokulturen benötigt, die hinsichtlich Flächenfraß, Biodiversität und Artenvielfalt wohl alles andere als ökologisch sind!
Biofolien in der Praxis
Als Anbieter von Verpackungslösungen sind wir uns bei Weileder Verpackungen der Verantwortung bzgl. Nachhaltigkeit und Umweltweltschutz bewusst. Wir sind ständig auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen zur klassischen Kunststofffolie! Leider ist aus unserer Sicht keine, der bisher entwickelten Alternativen, hochwertig und nachhaltig genug, um komplett auf klassische Kunststoffe verzichten zu können. Großflächige Abholzung von Regenwäldern für den intensiven Anbau von Monokulturen, kann jedenfalls nicht die Lösung sein. Sollten Sie von weiteren, wirklich ökologischen und praktikablen Alternativen wissen, würden wir uns sehr freuen wenn Sie uns kontaktieren und wir diese Alternativen testen könnten!
Weiterführende, detaillierte Informationen zu den Themen oxo-abbaubare Kunststoffe, Biofolien und zur Nachhaltigkeit von Folienverpackungen, erfahren Sie in folgenden Artikel:
- Mikroplastik statt Kompostierung: Oxo-abbaubare Kunststoffe sind nicht „bio“
- „Öko“ und „Folienverpackung – nur scheinbar ein Widerspruch
- Nachhaltige Folienverpackungen sind keine Zukunftsmusik mehr
Viel Spaß beim weiteren Lesen!
Herzlichst
Ihr Mathias Weileder
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