26. April 2021

Ökologische Stretchfolie aus Regenerat im Test

Die Suche nach nachhaltigen, praktikablen Verpackungslösungen beschäftigt die Verpackungsbranche in letzter Zeit zunehmend. Gerade bei Folienverpackungen lautet die zentrale Frage, wie man Folien zukünftig mit möglichst geringem Verbrauch an fossilen Ressourcen (Erdöl) herstellen, aber dennoch die gleiche Qualität der Folien sicherstellen kann. Eine mögliche Antwort ist sog. ökologische Stretchfolie, die wir in der Folge genauer beleuchten.

Ökologische Stretchfolie eine Begriffserklärung

Bevor wir uns tiefergehend mit den Eigenschaften, Vor- und Nachteilen beschäftigen, gilt es den Begriff „ökologische Stretchfolie“ genauer zu definieren. Hier gibt es in der Verpackungsbranche zwei unterschiedliche Ansätze

  1. Folien auf Pflanzenbasis (sog. biobasierte Folien), die je zur Hälfte aus nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B. Zuckerrohr, und konventionellem PE-Kunststoff bestehen, und
  2. Folien aus Regenerat, die zu einem Großteil aus recyceltem Kunststoff mit einem kleinen Anteil Primärmaterial hergestellt werden,

welche wir in der Folge genauer unter die Lupe nehmen.

Mythen zur ökologischen Stretchfolie aus Regenerat auf dem Prüfstand

Mythen und Fakten ökologische Stretchfolie

Wie bei den Biofolien, die wir bereits in einem älteren Artikel kritisch hinterfragt haben, kursieren auch beim Thema ökologische Stretchfolien aus Regenerat einige Mythen, von denen wir 4 ausgewählte in der Folge genauer beäugen.

 Mythos: Ökologische Stretchfolie spart Ressourcen

Hier lohnt ein genauerer Blick: Selbstverständlich spart man durch die Verwendung von recyceltem Material kostbare, fossile Rohstoffe bei der Herstellung ein. Aber: Die hergestellte Folie weist schlechtere Materialeigenschaften auf, welche die anfängliche Rohstoffersparnis aufheben:

  • Stretchfolie aus Regenerat hat eine schlechtere Dehnbarkeit und lässt sich weniger gut vordehnen, was zu einem erhöhten Folienverbrauch führt
  • Um also die gleiche Stabilität, wie mit Folie aus 1A-Material zu erzielen, benötigt man dickere Folie, was wiederum den Verbrauch steigert

Mythos: Ökologische Stretchfolie weist die gleichen Eigenschaften auf

Ein weiterer Mythos, mit dem sich viele Anbieter von Stretchfolien schmücken, ist, dass die ökologische Variante, dieselben Eigenschaften hinsichtlich Qualität aufweisen. Das ist jedoch ganz klar zu verneinen. Egal ob Sie Maschinenstretchfolie oder Handstretchfolie verwenden, die Probleme bleiben dieselben:

  • Partikel des Regenerats verursachen beim Extrudieren der Folie Einschlüsse, was dazu führt, dass sie leichter reißt
  • Die Transparenz der Folie geht aufgrund des Regenerats verloren. Stretchfolien aus Regenerat changieren immer ins Gräuliche.

Mythos: Ökologische Stretchfolie ist genau so günstig wie herkömmliche Stretchfolie 

Auch dieser Mythos kann ganz klar mit „Nein“ beantwortet werden. Der Anschaffungspreis von ökologischen Stretchfolien aus recyceltem Regenerat ist teurer, als dies bei Folien aus 1A-Material der Fall ist. Hinzu kommt eine schlechtere Dehnbarkeit. Damit Sie Ihre Waren sicher auf Paletten fixieren (z.B. mit einem Palettenwickler), benötigen Sie wesentlich mehr Folie, um dieselbe Stabilität zu erreichen.

Mythos: Ökologische Stretchfolie ist viel umweltfreundlicher

Auf den ersten Blick ist dieser Mythos zu bejahen. Da recyceltes Material verwendet wird, weisen ökologische Stretchfolien eine bessere CO2-Bilanz auf als herkömmliche Folien aus Primärrohstoffen. Der Unterschied ist aber wesentlich geringer als vermutet! Die Herstellung des Regenerats geht mit vielen Verarbeitungsschritten (sortieren; reinigen; zerkleinern; einschmelzen) einher, welche die allgemeine CO2-Bilanz deutlich negativ beeinflussen. Zusätzlich dazu werden dem Regenerat oft Additive zugegeben, um die Materialeigenschaften zu verbessern.

Ökologische Stretchfolie im Praxistest

Wir bei Weileder Verpackungen sind immer daran interessiert, unseren Kunden nachhaltige Verpackungslösungen anzubieten. Aus diesem Grund suchen und testen wir ständig ökologische Alternativen für Verpackungsfolien.

Leider hat sich im Praxistest noch keine ökologische Stretchfolie zur praktikablen Alternative aufgeschwungen. Die Nachteile bei den Materialeigenschaften:

  • Einschlüsse in der Folie
  • Niedrigere Reißfestigkeit
  • Keine Transparenz
  • Erhöhter Folienbedarf

wiegen aus unserer Sicht zu schwer.

Sollten Sie also ökologische Stretchfolien herstellen (oder einen Hersteller kennen), rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine Nachricht – wir sind sehr an der Vorstellung Ihrer Produkte interessiert!

Herzlichst

Ihr Mathias Weileder

Bildnachweise:

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