22. Juni 2020

Papier oder Plastik – welche Verpackung hat die bessere Ökobilanz?

Auf den ersten Blick scheint diese Frage leicht beantwortet zu sein. Ständig werden wir in den Medien mit Bildern von Plastikmüllbergen und verschmutzen Ozeanen konfrontiert. Betrachtet man das Problem jedoch ein wenig genauer und bezieht die Gesamt-CO2-Bilanz der beiden unterschiedlichen Verpackungsmaterialien ins Kalkül ein, stellt sich schnell ein anderes Bild dar. Im Folgenden nehmen wir die Ökobilanz von Kunststoff und Papier genauer unter die Lupe.

Ressourcenfresser Papierherstellung

Papierherstellung Umweltbelastung

Betrachtet man den Ressourcen- und Energieverbrauch, der beim Herstellungsprozess von Papier anfällt, ist Papier sogar weniger ökologisch als Kunststoff. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Zum einen ist Kunststoff wesentlich reißfester als Papier. Um mit einer Papierverpackung dieselbe Traglast, wie mit einer Kunststoffverpackung zu erzielen, muss diese viel dickwandiger sein wodurch ca. dreimal so viel Material zum Einsatz kommt. Hinzu kommt, dass die Herstellung von Papier sehr energieintensiv ist, große Mengen an Wasser verbraucht und der Rohstoff Holz sehr flächenintensiv im Anbau ist. Zusätzlich dazu kommen bei der Herstellung reißfester Zellstofffasern Chemikalien, wie Natronlauge, Sulfite und Sulfate zur Anwendung, die zu negativen Umweltauswirkungen und erhöhtem Energieeinsatz bei der Entsorgung führen.

Transportkosten von Papier- und Plastikverpackungen

Wie bereits oben erwähnt, müssen Papierverpackungen dreimal so schwer sein, um dieselbe Reißfestigkeit und Traglast wie Kunststoffverpackungen zu erzielen. Das hat wiederum enorme Auswirkungen auf die anfallenden Transportkosten. Aufgrund des höheren Eigengewichts erfordert der Transport einer Ware in einer Papierverpackung einen höheren Energieaufwand und andererseits können Plastikverpackungen enger an- oder aufeinandergestapelt werden, was zu einer nicht zu vernachlässigenden Platzersparnis beim Transport führt.

Der Faktor Nutzungsdauer

Ein weiterer wesentlicher Faktor, der die Gesamt-Ökobilanz von Verpackungsmaterialien maßgeblich beeinflusst, ist die Nutzungsdauer. Eine Papiertüte ist beispielsweise wenig widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse und mechanische Einflüsse. Gerät sie mit Flüssigkeit in Kontakt oder wird sie zusammengeknäuelt, verliert sie schnell ihre strukturelle Stabilität. Plastiktüten hingegen, sind wesentlich widerstandsfähiger gegen solche Einflüsse, was dazu führt das eine Plastiktüte viel öfter verwendet werden kann, bevor sie in den Müll wandert.

Recyclingfähigkeit im Vergleich

Recacling Papier- und Kunststoffverpackungen

Auch bei diesem Punkt, schneidet Papier im Vergleich zu Kunststoff wesentlich schlechter ab, als anfangs gedacht. Oft beinhalten Papierverpackungen Zusätze, um deren Reißfestigkeit zu erhöhen. Dies hat zur Folge, dass Papierverpackungen oftmals mit hohem Energieaufwand getrennt werden müssen, bevor sie recycelt und dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Selbiges Problem tritt auch bei Plastikverpackungen auf, da sie oft aus einer Komposition verschiedener Kunststoffe hergestellt bestehen. Sowohl bei Kunststoff-, als auch Papierverpackungen lohnt also ein genauerer Blick: Besteht eine Kunststoffverpackung aus nur einer Sorte Kunststoff, ist sie gut zu recyceln. Mittlerweile gibt es sogar Recyclingverfahren und –anlagen, die in der Lage sind, aus Plastikabfällen wieder Rohöl zu extrahieren!

Abbaubarkeit und Nachhaltigkeit

In Sachen Nachhaltigkeit hat Papier ganz klar die Nase vorn gegenüber Kunststoffen. Einerseits ist Holz ein nachwachsender Rohstoff und andererseits zersetzt sich das organische Material komplett. Bei Kunststoffen stellt sich hier ein weit schlechteres Bild dar: zum einen wird zur Herstellung von Kunststoff die endliche Ressource Rohöl verwendet, zum anderen dauert es bis zu 450 Jahre bis sich Kunststoffe komplett zersetzt haben und selbst dann kann es als Mikroplastik noch eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen.

Welches Verpackungsmaterial ist nun umweltfreundlicher?

Aus meiner Sicht kann die Frage, welches der beiden Verpackungsmaterialien umweltfreundlicher ist, nicht endgültig beantwortet werden. Beide Materialien weisen klare Vor- und Nachteile auf, die es abzuwägen gilt. Aufgrund der mir vorliegenden Daten eine Empfehlung auszusprechen, wäre äußerst unseriös. Klar ist jedoch, dass auch Papierverpackungen wesentlich umweltschädlicher sind, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Um die Gesamt-CO2-Bilanz von Verpackungsmaterial nachhaltig zu senken, sollten wir diese Materialien so oft wie möglich verwenden und den Anteil an Mehrwegverpackungen und die Recyclingquoten drastisch erhöhen. Um unseren Beitrag zu leisten achten wir bei Weileder beispielsweise penibel darauf, dass unsere Verpackungsfolien aus nur einer Sorte recycelbaren Kunststoffs bestehen.

Herzlichst

Ihr Mathias Weileder

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